Zielgruppenanalyse und Buyer Personas im B2B: Erfolgreich Geschäftskunden gewinnen
Lesedauer: ca. 5–6 Minuten
B2B-Marketing hat durch die Digitalisierung, Globalisierung und die dadurch ständige Vergleichbarkeit von Angeboten in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen. So erfordert erfolgreiches Marketing von den Unternehmen, die Ansprache der Zielgruppe und deren Erwartungen an das Kauferlebnis zu überdenken bzw. neu zu denken.
Um Geschäftskund:innen zu erreichen, spielen besonders wirtschaftliche Faktoren eine große Rolle, aber auch Vertrauen und Sicherheit auf der emotionalen Ebene. Im Folgenden beschäftigen wir uns damit, wie sich B2B- von B2C-Marketing abgrenzt, wie man Buyer Personas analysiert und daraufhin die richtigen Entscheidungen für die Marketing-Strategie trifft.
Was sind die Unterschiede zwischen B2C und B2B Marketing?
Im Gegensatz zum B2C- oder Business-to-Customer-Marketing handelt es sich beim B2B- oder Business-to-Business-Marketing um Marketingaktivitäten die auf Geschäftskund:innen, sprich andere Unternehmen gerichtet sind. Während sich B2C-Marketing an die Endverbraucher:innen richtet, werden im B2B die Entscheidungsträger:innen von Unternehmen adressiert. Dies können z.B. Einkäufer:innen, Abteilungsleiter:innen, Geschäftsführer:innen oder sogenannte Buying Center sein.
Die Differenzierung von B2C und B2B beruht insbesondere auf der Tatsache, dass Unternehmen sich in ihrem Kaufverhalten von privaten Käufer:innen unterscheiden. So erwarten B2B-Käufer:innen von B2B-Vermarkter:innen beispielsweise deutlich mehr Effizienz und Expertise als im B2C-Bereich. Dies spiegelt sich auch in der Dauer und Komplexität der Entscheidungen wider und ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die zu treffenden Investitionsentscheidungen meist sehr kostenintensiv sind.
Während im B2C-Bereich üblicherweise nur einzelne Personen in den Einkauf involviert sind, gestaltet sich der Einkauf im B2B-Bereich wesentlich komplexer. Am B2B-Einkauf sind häufig mehrere Personen beteiligt, die aus verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens stammen und unterschiedliche Funktionen innehaben.
Doch auch im B2B-Bereich kann der erste Kontakt von einer einzelnen Person ausgehen, die sich z.B. über ein Angebot oder ein Produkt informieren möchte. Die Entscheidung für oder gegen ein Produkt wird dann meist an anderer Stelle getroffen und die Nutzer:innen der gekauften Produkte sind oft nicht die eigentlichen Käufer:innen.
Warum ist eine Zielgruppenanalyse im B2B-Bereich so wichtig?
Sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich ist die Zielgruppenanalyse von zentraler Bedeutung, da sie den Grundstein für eine optimale Ausrichtung aller Marketing‑, Sales- und Serviceaktivitäten legt. Idealerweise führen B2B-Unternehmen eine Zielgruppenanalyse durch, bevor sie mit ihrem Unternehmen auf den Markt gehen. Informationen über die Vorlieben, Bedürfnisse und Interessen der Zielkund:innen sind bereits bei der Planung des Webauftritts entscheidend.
Kriterien und deren Ausprägung im digitalen Lichtblick Workshop zur Zielgruppe
Es ist jedoch sinnvoll, immer wieder Zielgruppenanalysen durchzuführen — insbesondere vor der Planung von Marketingaktivitäten — da sich auch die Zielgruppe über die Zeit verändert bzw. die Zielgruppeninformationen stetig optimiert werden können. Zunächst ist es sinnvoll, die Zielgruppe durch harte Kriterien wie z.B. Mitarbeiterzahl oder die Umsatzhöhe einzugrenzen. Diese Kriterien implizieren wiederum andere Unternehmenseigenschaften und lassen auf die auszuwählenden Kommunikationskanäle schließen, die für die Marketing-Kommunikation wichtig sind. Zielt ein Unternehmen mit seiner Dienstleistung beispielsweise hauptsächlich auf große Corporations ab 500 Mitarbeitern ab, ist eine kleine Social Media Kampagne auf Instagram oder Facebook höchstwahrscheinlich deutlich wirkungsloser als eine Direct Marketing Aktion über LinkedIn.
Lichtblick Beispiel Risk Ident: Branchen zielgerichtet ansprechen
Für unseren Kunden Risk Ident, ein Softwareunternehmen im Bereich der Online-Betrugsprävention, haben wir eine detailliert Zielgruppenanaylse durchgeführt und dabei insbesondere vier Schwerpunkt-Branchen identifiziert. Darauf aufbauend wurde eine Website mit klarem Branchenbezug und spezifischer Problemorientierung konzipiert. Die Software-Lösungen von Risk.Ident, die so vielseitig einsetzbar sind, werden nun so präsentiert, dass sie in der Wahrnehmung der Kund:innen speziell für ihre Branche entwickelt wurden.
So haben wir beispielsweise eigene Unterseiten für die Branchen E‑Commerce, Telekommunikation, Finance, Mobility & Neue Märkte konzipiert, die aufzeigen welche Relevanz die Fraud-Lösungen für die jeweiligen Branchen besitzt. Außerdem haben Website-Besucher auf jeder der Unterseiten die Möglichkeit, einen Branchenexperten von Risk Ident zu kontaktieren. Auch Online-Marketing-Kampagnen lassen sich so branchenspezifisch aufsetzen und auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt kommunizieren.
Wer sind die Buyer Personas?
Im Zuge der Zielgruppenanalyse werden in einem nächsten Schritt spezifische Buyer Personas erstellt, die potenzielle Geschäftskund:innen en detail beschreiben und der abstrakten Zielgruppe ein konkretes Gesicht verleihen. Dabei handelt es sich um fiktive Personen, die potenzielle Kunden repräsentieren.
Diese typischen Vertreter:innen der Zielgruppe gilt es dann im Hinblick auf ihre persönlichen Bedürfnisse, Herausforderungen und Handlungen zu charakterisieren. Dieses Konzept hilft dabei, die Kunden eines Unternehmens besser zu verstehen und Inhalte zielgerichtet auf sie anzupassen. Pro Persona lassen sich ihre Methodenkompetenz, Entscheidungskompetenz und Anwendungsnähe definieren:
- Methodenkompetenz: Haben Entscheider:innen fachlich fundierte Kenntnisse von internen Fragestellungen und der Methodik? Wie hoch ist der Informationsbedarf?
- Entscheidungskompetenz: Fällen die Kontaktpersonen die Entscheidung oder wickeln nur den Auftrag ab?
- Anwendungsnähe: Sind Entscheider:innen von dem Problem betroffen, tragen die Verantwortung dafür, wenn Fehler passieren oder müssen es sogar selbst anwenden?
Es ist in diesem Zusammenhang auch zu beachten, dass die Person, die als Erstes auf eine Werbeanzeige aufmerksam wird oder Kontakt zu einem Vertriebler eines Unternehmens hat, nicht unbedingt die Person ist, die die finale Kaufentscheidung trifft. Dies ist ein großer Unterschied zum B2C-Marketing, bei dem z.B. Werbeanzeigen direkt auf den Käufer konzentriert sind. Gerade im B2B-Online-Marketing ist es daher wichtig, sich bei der Erstellung von Personas über deren berufliche Stellung bewusst zu werden und daraufhin die Entscheidungskompetenz zu bewerten. Wurde z.B. eine Person mit geringer Entscheidungskompetenz von einem Produkt oder einer Dienstleistung überzeugt, ist es essentiell, dass genügend Informationen zum Angebot auf der Webseite bereitstehen, die für die Entscheider:innen von der Person aufbereitet werden können.
Beispiel für die Identifikation von Buyer Persona im digitalen Lichtblick Workshop
Bei den Buyer Personas gibt es wie bei der Zielgruppenanalyse bestimmte Kriterien, wie z.B. Qualitätsanspruch, Preissensibilität oder Beratungsbedarf, die bei der Identifikation der Personas helfen. Um diese zu bestimmen, können Unternehmen ihre Erfahrungen oder Marktforschungsergebnisse nutzen bzw. unterschiedlichste Datenquellen heranziehen – von Kundeninterviews über Fokusgruppen bis hinzu Umfragen in den sozialen Medien. Folgende Fragen können dabei helfen, einen Persona Steckbrief zu erstellen:
- Welche Position hat die Persona in ihrem Unternehmen?
- Wie ist die Struktur des Unternehmens, in dem die Buyer Persona tätig ist?
- Welches Einkaufsverhalten zeigt die Buyer Persona?
- Welche Herausforderung muss die Buyer Persona in ihrem Arbeitsalltag bewältigen?
- Für welche Probleme sucht die Persona Lösungen?
- Welche Ausbildung hat die Buyer Persona?
- Wie alt ist die Buyer Persona?
- Welche Kommunikationskanäle (z.B. Social Media) nutzt die Buyer Persona?
- Wann ist die Persona am besten zu erreichen?
- Welche Freizeitinteressen hat die Buyer Persona?
Erstellung einer Unternehmenswebseite
Auf Grundlage der Zielgruppenanalyse und definierten Buyer Personas kann dann die Konzeption einer Unternehmenswebseite bzw. zielgerichteten Kampagnen oder Unterseiten beginnen. Wie bei unserem Beispiel des Risk Ident Projektes wurden z.B. verschiedene Ziel-Branchen oder potenzielle Kunden mit unterschiedlichen Wissensständen identifiziert. Mithilfe der erarbeiteten Personas können dann auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Inhalte und Webseiten-Elemente erstellt werden (z.B. einfache, erklärende Produkt-Videos). Was wir als Webagentur oft beobachten sind Unternehmenswebseiten, die sehr angebotsorientiert kommunizieren, d.h. ihre Leistungen in den Vordergrund stellen ohne auf die konkreten Bedürfnisse ihrer Kunden einzugehen. Wir plädieren in so einem Fall, stattdessen eine stärkere Kunden-Bedürfnis-Orientierung in den Vordergrund zu stellen, um die Zielgruppe nachhaltig zu überzeugen.
Fazit
Wir halten fest: Eine detaillierte Zielgruppenanalyse ist im Geschäftskundenbereich von grundlegender Bedeutung. Nur wer die Bedürfnisse und Herausforderungen seiner Kunden im Detail kennt, ist in der Lage, für relevante Kommunikationskanäle passgenaue Inhalte zu erstellen, um in der Folge Interesse zu wecken und Vertrauen aufzubauen. In vielen Fällen ist der relevanteste Kanal für B2B-Kunden die Unternehmenswebsite. Unternehmen sind mehr denn je gefordert, die Bedürfnisse ihrer (Geschäfts-)Kunden in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu stellen. Nur so kann ein Unternehmen Kunden langfristig an sich binden und passende Produkte und Dienstleistungen entwickeln.
Quellen:
- https://www.pedalix.com/de/hub/b2b-customer-journey-guide/so-gelingt-die-zielgruppenanalyse-in-b2b
- https://clicks.digital/knowledge-hub/zielgruppenanalyse-im-b2b
- https://10xstudio.co/blog/was-unterscheidet-b2c-von-b2b-marketing/
- https://blog.hubspot.de/marketing/was-ist-der-unterschied-zwischen-zielgruppen-und-buyer-personas